Das Bildungssystem der Ukraine unterliegt im Agrarbereich seit der Auflösung der Sowjetunion einem steten Reformprozess. Der Agrarsektor insgesamt hat für die ukrainische Wirtschaft eine hohe Bedeutung. Daher besteht großes Interesse, die berufliche Ausbildung an den Fachschulen zu verbessern. Vor dem Hintergrund veränderter Produktionstechniken und -verfahren soll die Ausbildung von Fachkräften bewusst an die Bedarfe des Arbeitsmarktes angepasst werden. Insbesondere mit Blick auf das im Jahr 2016 vorläufig in Kraft getretene Freihandelsabkommen mit der EU wird eine weitere Steigerung der agrarischen Produktion erwartet. Damit wird die Landwirtschaft in der Ukraine auch international noch bedeutender. Zugleich wird sich der Reform- und Modernisierungsbedarf in landwirtschaftlichen Unternehmen fortsetzen, sei es beim Einsatz moderner Agrartechnik, der Erfüllung von verbesserten Qualitäts- und Umweltstandards oder der strategischen Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebszweige.
Alle Beteiligten – staatliche Ausbildungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Vertreter der privaten Agrarwirtschaft – sind sich einig: Die praktischen Fähigkeiten müssen an den Agrarfachschulen (Colleges) stärker in den Fokus gerückt werden, um die Absolventen zum selbständigen Einsatz in einem landwirtschaftlichen Betrieb zu befähigen. Herausforderungen liegen dabei in der finanziellen Ausstattung der staatlichen Schulen, der konstruktiven Zusammenarbeit öffentlicher und privater Bildungseinrichtungen sowie hinsichtlich notwendiger politischer und administrativer Veränderungen. Darüber hinaus sollte die Infrastruktur gestärkt und ein attraktiveres Lohnniveau erreicht werden.
Folgende Problemkreise werden zielgerichtet in den Blick genommen:
- Dominanz des theoretischen Unterrichts ohne ausreichenden Praxisbezug, wiederum basierend auf Bildungsstandards, Inhalten und Methoden, die nicht den Anforderungen des Arbeitsmarkts entsprechen;
- Veraltete Lehr- und Lernmethoden sowie unzureichende technische Ausstattung der Bildungseinrichtungen;
- Mangel an qualifiziertem Ausbildungspersonal in Bildungseinrichtungen und in Betrieben;
- Fehlende Pflicht-Praktika oder Ausbildungszeiten auf einem Betrieb während der Ausbildung und
- Mangelndes Interesse am landwirtschaftlichen Beruf und Abwanderung von potenziellen Nachwuchskräften aus den ländlichen Gebieten.