Deutsch-Türkische Verbandskooperation zur Stärkung ausgewählter Spartenverbände landwirtschaftlicher Genossenschaften in der Türkei
Die landwirtschaftliche Struktur in der Türkei wird von Familienbetrieben dominiert, deren Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Vergleich gering ist. Zur Stärkung dieser Kleinbetriebe, zur Förderung der notwendigen Modernisierung und Marktanpassung und zur Entwicklung des ländlichen Raums werden Genossenschaften als ein wesentliches Organisationsmodell angesehen. Auch um die Transformation zu einer nachhaltigen Agrarproduktion zu gewährleisten, können Genossenschaften eine wichtige Vermittlerrolle spielen.
Gegenwärtig bestehen in der Türkei rund 13.000 landwirtschaftlichen Primärgenossenschaften, die in 145 Regionalunionen, 8 Zentralverbänden und einem Nationalen Genossenschaftsverband organisiert sind. Historisch bedingt weisen viele dieser Genossenschaften Schwächen im Management auf, die einer zielgerichteten und effizienten Förderung ihrer Mitglieder und deren Ausrichtung auf Marktgegebenheiten entgegenstehen.
Mit dem Verbandskooperationsprojekt sollen ausgewählte türkische zentrale und regionale Spartenorganisationen landwirtschaftlicher Genossenschaften gestärkt, das Angebot von Dienstleistungen für die Mitglieder der Primärgenossenschaften verbessert und so das Interesse der Mitglieder an den Genossenschaften gefördert werden.
Ziel des Projektes ist es, zwei ausgewählte zentrale Spartenverbände und die ihnen angeschlossenen Regionalverbände in ausgewählten Provinzen zu befähigen, ihre Steuerungs-, Führungs- und Kontrollfunktionen besser auszuüben und an den Bedürfnissen ihrer Mitgliedsorganisationen orientierte Managementkapazitäten zu entwickeln.
Das Projekt setzt hier auf zwei Ebenen an: Auf Provinzebene werden Regionalgenossenschaften im Aufbau und in der Bereitstellung von praktischen Leistungen für ihre Mitglieder gefördert. Auf nationaler Ebene werden die zwei zentralen Verbände soweit aufgebaut, dass diese effizient als Bindeglied zwischen den Regionalverbänden und politischen Entscheidungsträgern fungieren können. Die Beratungstätigkeit umfasst u.a. die Erarbeitung einer Strategie für die nationalen Verbände und Unterstützung bei deren Umsetzung. Zusätzlich werden die Zentralverbände bei der Entwicklung gemeinsamer Strukturen der Zusammenarbeit beraten, um effektiver ihre Mitgliedsorganisationen unterstützen zu können. Auf regionaler Ebene bietet das Projekt für Fach- und Führungspersonal der am Projekt beteiligten Regionalverbände Direktberatung, Coaching und Training bei der Entwicklung und Umsetzung von Trainingskonzepten und Beratungsleistungen an. Weitere Themen sind strategische Planung, Rechnungswesen, Produktentwicklung, interne Organisation und Transparenz, Mitgliederbetreuung, Netzwerkbildung und Öffentlichkeitsarbeit.
Zukünftig soll verstärkt die Förderung von Frauen und eigenen Frauengenossenschaften in den Vordergrund der Projektarbeit rücken. Frauen, die oft nicht über eigene Betriebsmittel und Land verfügen, haben über eigene Genossenschaften die Möglichkeit Kapital gemeinsam zu erwerben um eigene Produktionen aufzubauen und zu vermarkten. Allerdings benötigen auch diese Organisationen eine besondere Unterstützung im Management und in der Arbeitsorganisation.
Politische Partner des Projektes sind das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Ministerium für Landwirtschaft und Forsten der Türkischen Republik.
Durchführungspartner auf deutscher Seite ist der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. (DGRV), welcher sich seit dem Jahr 2004 in der Türkei engagiert. Erfahrungen aus dieser Zeit konnten bei der Konzeption des Projekts genutzt werden und bilden die Grundlage für eine zielführende Umsetzung.
Partnerorganisationen auf türkischer Seite sind die zwei zentralen Spartenorganisationen KÖY-KOOP (Dorfentwicklungsgenossenschaft) und HAY-KOOP (Tierhaltungsgenossenschaft) sowie deren Regionalverbände in ausgewählten Provinzen (aktuell Balikesir, Bursa, Denizli, Kastamonu, Konya und Sakarya).
(Stand: Januar 2023)